Spätestens seit der COVID-19-Pandemie kennen die meisten Menschen medizinische Selbsttests. Es gibt viele verschiedene Tests, mit denen Sie ohne professionelle Hilfe Hinweise auf Krankheiten oder Krankheitsrisiken erhalten oder präventiv Parameter in Ihrem Körper überprüfen können. Einige liefern sofort ein Ergebnis, für andere schicken Sie eine Probe ins Labor und manchmal reicht sogar ein Online-Fragebogen für eine erste Einschätzung.
Auf einen Blick: Selbsttests
- Mit Selbsttests sind oft Schnelltests gemeint, die Ihnen nach 15 bis 30 Minuten ein Ergebnis aus einer Blut-, Speichel- oder Urinprobe liefern, wie Schwangerschaftstests oder Antigen-Schnelltests auf COVID-19.
- Oft werden auch Online-Fragebögen und Testkits zur Probenahme für die Laboranalyse als Selbsttests bezeichnet.
- Mit Selbsttests können Sie Hinweise auf Krankheiten (wie Schilddrüse oder Prostata) und Allergien erhalten.
- Mit Selbsttests können Sie Krankheitsrisiken und Veranlagungen besser einschätzen (zum Beispiel psychische Gesundheit, Herzkrankheiten)
- Mit Selbsttests können Sie Ihre Versorgung mit Nährstoffen überprüfen (Vitamine, Mineralstoffe, Fettsäuren, Aminosäuren)
- Mit Selbsttests können Sie Ihre DNA im Labor testen lassen (Herkunft, Veranlagung, Vaterschaftstests)
Was ist ein medizinischer Selbsttest?
Was genau ein medizinischer Selbsttest ist und was nicht, ist gar nicht so einfach zu sagen. Man könnte die Definition von „Produkten zur Eigenanwendung“ aus der EU-Richtlinie für In-Vitro-Diagnostika (IVDR) hernehmen. Danach sind Selbsttests Medizinprodukte, die Laien anwenden können und die ihnen Informationen aus Proben liefern, die aus dem menschlichen Körper stammen. Gemeint sind damit vor allem Tests, die Sie selbst durchführen und die Ihnen direkt ein Ergebnis liefern, wie ein Schwangerschaftstest oder ein Schnelltest auf COVID-19 [1].
Was sind In-Vitro-Diagnostika? Ein In-Vitro-Diagnostikum (IVD) ist ein Medizinprodukt, mit dessen Hilfe man eine Probe aus dem Körper entnimmt, um sie außerhalb des Körpers zu untersuchen und so mehr über den Gesundheitszustand einer Person zu erfahren [1].
In der Praxis bezeichnen Menschen aber auch andere Tests als medizinische Selbsttests. Ein Beispiel sind Fragebögen im Internet, die auf Grundlage Ihrer Antworten eine Einschätzung zu Ihrer Gesundheit oder zu Krankheitsrisiken geben – wie der Herzinfarkt-Risiko-Test der Deutschen Herzstiftung. Auch für Depressionen und andere psychische Krankheiten gibt es viele solcher Online-Selbsttests.
Als Selbsttest gelten außerdem oft Testkits, mit denen Sie sich selbst eine Probe entnehmen und sie dann an ein Labor schicken. Dieses Verfahren kommt unter anderem häufig zum Einsatz, um die Versorgung mit Nährstoffen wie Vitamin D oder Vitamin B12 zu überprüfen oder um die Darmflora in einer Stuhlprobe untersuchen zu lassen.
Arten von Selbsttests im Überblick
Hier sehen Sie die Eigenschaften sowie die Vor- und Nachteile der verschiedenen Arten von Selbsttests.
Online-Selbsttests
- In der Regel kostenlos
- Schnell durchgeführt, sofortiges Ergebnis
- Manchmal ist es nötig, sich bei Plattformen oder Diensten anzumelden
- Ungenau, da es auf Ihren subjektiven Aussagen beruht
- Eignet sich gut für eine erste Einschätzung
Schnelltests
- In der Regel günstig
- Schnell durchgeführt, Ergebnis meist nach 15 bis 30 Minuten
- Genauer als Fragebogen, trotzdem gibt es häufig falsch negative Ergebnisse
- Keine Messwerte und somit keine Möglichkeiten, Ergebnisse zu vergleichen
- Eignet sich zum Beispiel für COVID-19-Tests, Schwangerschaftstests, Drogentests
Testkits für die Laboranalyse
- Teurer als Schnelltests
- Schnell durchgeführt und per Post verschickt; Auswertung kann einige Tage dauern
- Verlässliche Laboranalyse, meist mit Angabe von genauen Messwerten, die Sie mit anderen oder mit erneuten Messungen vergleichen können
- Eignet sich zum Beispiel, um Versorgung mit Nährstoffen zu überprüfen oder für Tests, die in Arztpraxen unüblich sind, wie Darmflora-Analysen und DNA-Tests
Der Unterschied zwischen Schnelltest und Probenahme-Kit lässt sich gut am Beispiel der Coronavirus-Tests erklären: Die Antigen-Schnelltests liefern in 15 Minuten ein Ergebnis und sind praktisch, um Risiken im Alltag besser einschätzen zu können. Die PCR-Tests, die im Labor analysiert werden, sind zuverlässiger und genauer, dafür aber auch teurer und das Ergebnis kommt erst nach Tagen.
Online-Selbsttests
Die wohl einfachste Form eines Selbsttests ist ein Fragebogen im Internet. Üblicherweise beantworten Sie für einen solchen Online-Test eine Reihe von Fragen oder bekommen dann direkt im Browser oder per Mail eine Auswertung, die auf Ihren Antworten basiert.
Mögliche Anwendungen im Gesundheitsbereich sind zum Beispiel:
- Depressionen, Burnout und andere psychische Erkrankungen
- Bestimmte Krankheitsrisiken, wie bei Herzkrankheiten oder Osteoporose
- Alkoholabhängigkeit und andere Süchte
Aber Achtung: Ein Online-Fragebogen kann immer nur eine erste Einschätzung geben und liefert keine Diagnose. Wenn dabei beispielsweise ein erhöhtes Risiko für Depression oder Herzkrankheiten herauskommt, lassen Sie sich am besten ärztlich beraten.
Medizinische Schnelltests
Für Schnelltests gibt es einige gängige und bekannte Varianten, zum Beispiel Antigen-Schnelltests auf COVID-19 oder HIV, Schwangerschaftstests und Drogentests, die Polizist*innen während Verkehrskontrollen einsetzen. Es gibt aber viele weitere Anwendungen, von Malaria-Schnelltests über HIV-Tests bis zu schnellen Eisenmangel-Tests. Manche der Tests können Sie selbst anwenden, andere werden von Ärzt*innen, in Testzentren oder durch andere Fachleute durchgeführt [2].
In der Regel wird eine kleine Probe entnommen, wie etwas Blut, Urin oder Speichel. Die Probe kommt auf einen Teststreifen oder in eine Testkassette. Anschließend lässt sich innerhalb von wenigen Minuten ein Ergebnis ablesen. Das Ergebnis ist meistens sehr einfach gehalten und gibt oft nur eine Ja/Nein-Antwort. Ein Schnelltest auf das Coronavirus sagt Ihnen, ob die Probe positiv oder negativ war – aber nicht, wie groß die Konzentration der Viren war.
Das Ergebnis eines Schnelltests sollten Sie immer abklären lassen, da es in den meisten Fällen weniger genau ist als eine Messung im Labor oder eine körperliche Untersuchung. Zum Beispiel gibt ein Schwangerschaftstest ein relativ verlässliches Ergebnis, sollte aber immer durch eine*n Gynäkolog*in überprüft werden.
Schnelltests auf HIV: Es gibt auch Selbsttests, die auf eine Infektion mit dem HI-Virus hinweisen. Hier ist es ähnlich wie bei COVID-19: Schnelltests können ein wichtiges Warnzeichen sein, es sollten aber ein Labortest und eine ärztliche Diagnose folgen, um die Infektion mit HIV zu bestätigen. Mehr Informationen erhalten Sie auf der Website der Deutschen Aidshilfe.
Wie funktionieren Testkits für die Laboranalyse?
Als Selbsttests gelten häufig ebenfalls Testkits – oder auch Probenahme-Sets genannt – mit denen Sie sich eine Probe zuhause entnehmen, die später in einem Labor analysiert wird. Dieses Prinzip gibt es mittlerweile für eine Reihe von Messwerten und Probenarten, wie Blut-, Speichel-, Urin- und Stuhlproben.
Das funktioniert, weil es möglich ist, Probenmaterial auch per Post so zu transportieren, dass es lange genug erhalten bleibt. Zum Einsatz kommen dazu spezielle Probenröhrchen für Blut, Urin oder Stuhl oder auch Trockenblutkarten. Blutproben entnehmen Sie dazu meistens mithilfe einer Lanzette aus der Fingerspitze.
Trockenblutkarten
Trockenblutkarten sind mit speziellem Papier bestückt, das Blut aufnimmt und es im getrockneten Zustand haltbar macht. Wissenschaftler*innen forschen gerade daran, die Karten noch weiter zu verbessern, damit sie eine noch genauere Analyse ermöglichen. Die Karten sollen es unter anderem möglich machen, Proben aus entlegeneren Regionen zu sammeln und Diagnostik generell für mehr Menschen zugänglich zu machen [3].
Was kann ich mit Labor-Selbsttests messen?
Testkits für zuhause müssen Sie in der Regel selbst zahlen – deswegen sind Sie unter anderem beliebt für Messungen, die auch in der Arztpraxis Selbstzahler-Angebote sind. Dazu gehören Bluttests auf die Vitamin-D-Versorgung, die Ärzt*innen oft auch präventiv empfehlen, die aber nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Auch andere Nährstofftests, etwa auf Vitamin B12, Eisen, Zink oder Jod, gibt es als Testkits.
Andere Beispiele für Parameter, die Sie mit Labor-Testkits zuhause untersuchen lassen können:
- Hormonspiegel im Speichel oder Urin (wie Schlafhormon Melatonin, Stresshormon Cortisol)
- Schilddrüsenwerte im Blut
- Allergietests (Antikörper im Blut)
- Zusammensetzung der Darmflora im Stuhl
- Test auf Parasiten im Stuhl (Wurmeier, Protozoen)
- Genetische Veranlagungen durch DNA-Probe im Speichel (etwa zu Krankheitsrisiken, Veranlagungen hinsichtlich Übergewicht, Ernährung, Fitness)
- Herkunfts- und Vaterschaftstest
Einige Tests liefern auch Hinweise auf Krankheiten. So können Sie zum Beispiel Ihre Schilddrüsenwerte, den PSA-Wert, der auf Prostatakrebs hinweisen kann, die Erreger von Geschlechtskrankheiten und die typischen Antikörper für eine Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) untersuchen. Wichtig ist dabei aber, dass solche Selbsttests – auch mit Laboranalyse – Ihnen keine endgültige Diagnose liefern können. Besprechen Sie dazu die Ergebnisse mit Ihren Ärzt*innen.
Quellen
[1] „VERORDNUNG (EU) 2017/ 746 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES - vom 5. April 2017 - über In-vitro-Diagnostika und zur Aufhebung der Richtlinie 98/ 79/ EG und des Beschlusses 2010/ 227/ EU der Kommission“.
[2] „Rapid Tests: MedlinePlus Medical Test“. https://medlineplus.gov/lab-tests/rapid-tests/ (zugegriffen 29. März 2023).
[3] K. R. Baillargeon, J. C. Brooks, P. R. Miljanic, und C. R. Mace, „Patterned Dried Blood Spot Cards for the Improved Sampling of Whole Blood“, ACS Meas Sci Au, Bd. 2, Nr. 1, S. 31–38, Feb. 2022, doi: 10.1021/acsmeasuresciau.1c00031.