Hormone sind nicht nur irgendwelche Botenstoffe – sie haben einen großen Einfluss auf die psychische, körperliche und emotionale Gesundheit. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Hormone und Ihre Funktionen vor.
Wussten Sie, dass Ihr Testosteronspiegel unter Umständen Ihren Vitamin-D-Status beeinflusst? Das ist nur ein Beispiel für die vielen Wechselwirkungen zwischen Hormonen und den Prozessen in Ihrem Körper.
Hormone steuern Sexualtrieb, Hunger, Müdigkeit, unsere Stimmung und vieles mehr. Oft scheint es so, als wären wir den Schwankungen und Launen unserer Hormone ausgeliefert. Doch es gibt Möglichkeiten, sie ein wenig zu steuern, etwa über Ernährung, Schlafhygiene und Bewegung – einige dieser Möglichkeiten verraten wir Ihnen in diesem Artikel [1].
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Sexualhormone

Weitere Hormone

Was sind Hormone?
Bei Hormonen handelt es sich um biochemische Botenstoffe, die durch unseren Blutkreislauf in jeden Teil unseres Körpers vordringen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sie an vielen verschiedenen Prozessen in unserem Körper beteiligt sind. Unter anderem wirken Hormone mit bei [1,2]:
- Entwicklungs- und Wachstumsprozessen
- Stoffwechselprozessen
- Sexueller Funktionalität
- Fortpflanzung
- Emotionen und Stimmung
Wo werden Hormone produziert?
Unser Körper produziert Hormone in endokrinen Drüsen. Die Drüsen geben die Hormone dann entweder an den Blutkreislauf oder an ihre direkten Nachbarzellen ab.
Bekannte Beispiele für endokrine Drüsen sind zum einen die Nebennieren, die Bauchspeicheldrüse und auch der Hoden und die Eierstöcke [3].
Was machen Hormone?
Hormone haben zahlreiche unterschiedliche Aufgaben im Körper. In den folgenden Kapiteln haben wir für Sie zusammengefasst, welche Funktionen einige der wichtigsten Hormone übernehmen.
Sexualhormone: Testosteron und Östrogen
Traditionell wird Östrogen als "weibliches" und Testosteron als "männliches" Sexualhormon gesehen, doch diese strenge Einteilung ist veraltet. Tatsächliche spielen beide Hormone für alle Geschlechter eine entscheidende Rolle.
Wie der Name schon verrät sind diese Hormone vor allem für den Sexualtrieb und die Fortpflanzung verantwortlich. Wenn der Hormonspiegel in Ihrem Körper sinkt, dann schwindet gleichzeitig auch Ihre Lust [4].
Östrogen
Östrogene haben neben der Fortpflanzung noch weitere Funktionen im Körper, unter anderem sind sie hauptverantwortlich für den Entwicklungsprozess vom Mädchen zur Frau. Dabei sorgen sie zum Beispiel für [4]:
- Achsel- und Schambehaarung
- Milchsäurebildung in der Vagina
- Entwicklung von Fett in bestimmten Körperpartien (Gesäß/Hüfte)
- Erscheinungsbild der Haut
Testosteron
Testosteron wird beim Mann hauptsächlich in den Hoden produziert, bei Frauen in den Eierstöcken [5]. Wie auch Östrogen erfüllt Testosteron mehrere Funktionen im Körper [6]:
- Körper- und Schambehaarung
- Beim Mann die Spermienproduktion
- Knochenwachstum und -stabilität
- Blutproduktion
- Libido
- Fettabbau und Muskelaufbau
Stresshormon Cortisol
Cortisol wird vom Körper ausgeschüttet, wenn Sie sich in einer gefährlichen oder stressigen Situation befinden. Das Stresshormon stößt verschiedene Prozesse im Körper an [7]:
- Der Blutzuckerspiegel steigt
- Entzündungen im Immunsystem werden gehemmt
- Der Blutdruck wird aufrechterhalten
- Die Muskeln werden mit Energie versorgt
Stress und auch die kurzfristige Cortisol-Ausschüttung können beispielsweise in Gefahrensituationen sehr hilfreich sein, damit der Körper schnell reagieren kann.
Wenn Ihr Körper dauerhaftem Stress ausgesetzt ist, geht das allerdings mit vielen möglichen schädlichen Auswirkungen für die Gesundheit einher. Einige der Effekte kehren sich dann quasi um. Zum Beispiel verlieren die Immunzellen durch einen dauerhaft erhöhten Cortisolspiegel an Empfindlichkeit, was die Abwehrkräfte schwächt [8],[9].
Glückshormon Serotonin
Serotonin ist ein Hormon und Neurotransmitter (Botenstoff im Gehirn), der Sie glücklich macht. Das liegt daran, dass Serotonin den Teil Ihres Gehirns, der für negative Emotionen verantwortlich ist, hemmt. Zusammen mit einem weiteren Neurotransmitter, Dopamin, wirkt Serotonin so schlechter Stimmung, Trauer und Ängsten entgegen [10].
Außerdem sendet Serotonin Signale im Körper, die zum Beispiel dafür sorgen, dass Ihr Herz schlägt, Muskeln angesprochen und auch Gedankenvorgänge ausgelöst werden. Darüber hinaus hat es auch noch einen wichtigen Einfluss auf die Körpertemperatur und Ihre Verdauung [8].
Serotonin stimuliert außerdem Teile des Gehirns, die Ihren Schlaf-Wach-Rhythmus kontrollieren. Ein weiteres Hormon, das gemeinsam mit Serotonin essenzielles für Ihren Schlaf ist, ist Melatonin.
Schlafhormon Melatonin
Während Serotonin Ihre Stimmung aufhellt, lässt Melatonin Sie schläfrig werden. Besonders gegen Abend steigt die Konzentration dieses Hormons und macht Sie müde. Melatonin wirkt sich auch auf andere wichtige Prozesse im Körper aus [11]:
- Körpertemperatur
- Blutdruck
- Ausschüttung anderer Hormone
- Immunsystem
Wie viel Melatonin unser Gehirn bildet, hängt davon ab, wie viel Licht an unsere Augen gelangt. Deswegen sind viele Menschen zum Beispiel im Winter früher müde als im Sommer, da auch die Tage kürzer sind. Und das künstliche Licht von Smartphone und Laptop kann Sie abends wachhalten, weil es Ihr Gehirn von der Melatoninproduktion abhält [12].
Kuschelhormon Oxytocin
Oxytocin wird ausgeschüttet, wenn wir anderen Menschen oder auch Tieren nahe sind. Besonders beim Geschlechtsverkehr werden große Mengen des Kuschelhormons freigegeben [13]. Durch seine Freisetzung entspannen Sie sich und fühlen sich glücklich. Oxytocin wirkt dabei mit einigen anderen Hormonen zusammen, unter anderem Serotonin, Dopamin und Endorphin. Besonders für die Eltern-Kind-Bindung ist der Oxytocin-Spiegel enorm wichtig [10].
Heute wissen wir aber, dass Oxytocin auch über Körperkontakt hinaus eine wichtige Rolle spielt. Es beeinflusst, wie wir Ängste abbauen, Vertrauen aufbauen und wie wir generell soziale Bindungen zu anderen entwickeln [14].
Außerdem können sportliche Aktivitäten wie zum Beispiel Joggen Oxytocin freisetzen [13]. Ebenfalls spielt es eine wichtige Rolle für die Aktivität und Beweglichkeit der Spermien [15],[16].
Insulin
Das Hormon Insulin funktioniert wie ein Schlüssel: Es ist dafür verantwortlich, Zellen im Körper zu öffnen, sodass sie Zucker aus dem Blut aufnehmen können. Zellen benötigen Zucker beziehungsweise Glukose, um mit Energie versorgt zu werden. Ein gestörter Insulin-Stoffwechsel tritt vor allem im Zusammenhang mit der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus auf [17].
Bei Diabetes kommt es in der Regel zu einer Insulinresistenz. Die Zellen werden weniger empfindlich gegenüber dem Hormon und nehmen deswegen weniger Zucker aus dem Blut auf. Das führt dazu, dass mehr Zucker im Blutkreislauf bleibt und der Blutzuckerwert steigt [18].
Schilddrüsenhormone
Zu den Schilddrüsenhormonen zählen mehrere Hormone, die in der Schilddrüse produziert und von dort aus ausgeschüttet werden. Insbesondere die beiden Hormone Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3) nehmen Einfluss auf Prozesse, die unter anderem die Entwicklung, das Wachstum und den Stoffwechsel des Körpers regulieren [19]. Genauer sind die Schilddrüse und ihre Hormone an folgenden Abläufen beteiligt:
- Energieverbrauch und Körpertemperatur
- Aktivität von Muskeln, Nerven, Herz, Kreislauf, Verdauungstrakt
- Emotionales Wohlbefinden
- Sexualität
- Physische und psychische Entwicklung (besonders bei Kindern)
Deutlich wird die Relevanz der Schilddrüse, wenn diese entweder eine Über- oder Unterfunktion hat. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kann es zu Schlappheit, Gewichtserhöhung, Antriebslosigkeit, Kälteempfinden, Verstopfungen und einer insgesamt niedrigeren Leistungsfähigkeit kommen.
Eine Schilddrüsenüberfunktion kann sich durch Nervosität, Gewichtsverlust, Hitze und Durchfall äußern.
Alarmbereitschaft: Adrenalin und Noradrenalin
Adrenalin (auch Epinephrin genannt) und Noradrenalin (auch Norepinephrin genannt) sind Stresshormone und Neurotransmitter, die in den Nebennieren und bestimmten Nervenzellen produziert werden. Sie steuern, wie ihr Körper auf eine unmittelbare Gefahr oder starken Stress reagiert, also als auf eine "Kampf-oder-Flucht"-Reaktion.
Im Gegensatz zu Cortisol, das langfristig wirkt, treten Adrenalin und Noradrenalin in solchen Situationen sofort in Aktion [20]:
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Adrenalin steigert Herzfrequenz und Blutdruck, erweitert die Atemwege und mobilisiert Energiereserven in Form von Zucker aus Leber und Muskeln. Das bereitet den Körper darauf vor, körperliche Höchstleistungen zu vollbringen.
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Noradrenalin verengt die Blutgefäße und erhöht so den Blutdruck erhöht. Es steigert kurzfristig Aufmerksamkeit und Wachsamkeit.
Wichtig: Ein chronisch erhöhter Spiegel dieser Hormone durch andauernden Stress kann, ähnlich wie bei Cortisol, das Herz-Kreislauf-System belasten.
Hunger und Sättigung: Ghrelin und Leptin
Ghrelin und Leptin steuern Hunger und Sättigung. Sie beeinflussen unser Essverhalten, unseren Energiehaushalt und das Körpergewicht [21].
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Ghrelin, das Hunger-Hormon: Dieses Hormon wird hauptsächlich im Magen produziert, wenn er leer ist. Steigt der Ghrelin-Spiegel, ist das ein Signal für unser Gehirn: Es lässt uns Hunger spüren. Nach dem Essen sinkt der Ghrelin-Spiegel wieder ab.
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Leptin, das Sättigungs-Hormon: Leptin signalisiert unserem Gehirn, dass wir genug Energiereserven haben und sorgt so für ein Sättigungsgefühl. Das Hormon wird von Fettzellen ausgeschüttet. Je mehr Körperfett Sie haben, desto mehr Leptin wird in der Regel produziert.
Hinweis: Bei starkem Übergewicht können Zellen resistent gegen Leptin werden, was dazu führt, dass Betroffene kaum noch ein Sättigungsgefühl verspüren. Die Wissenschaft erforscht, wie dieser Mechanismus die Gewichtskontrolle erschwert.
Auf einen Blick: Hormone
Was sind Hormone?
Hormone sind Botenstoffe, die im Körper viele verschiedene Aufgaben erfüllen. Sie werden in endokrinen Drüsen produziert und ausgeschüttet, wenn der Körper auf eine bestimmte Situation reagiert.
Welche Aufgaben erfüllen Hormone?
Die Sexualhormone Östrogen und Testosteron steuern unter anderem Sexualtrieb und Fortpflanzung.
Cortisol versetzt ihren Körper als Stresshormon in Alarmbereitschaft und kann bei Dauerstress schädlich werden.
Das Glückshormon Serotonin und das Schlafhormon Melatonin regulieren gemeinsam Ihren Wach-Schlaf-Rhythmus.
Oxytocin spielt eine wichtige Rolle beim Kuscheln und generell für unsere Verbindung zu anderen Menschen und Tieren.
Die Schilddrüsenhormone Thyroxin und Triiodthyronin sind essenziell für lebensnotwendige Körperfunktionen wie den Stoffwechsel und Wachstumsprozesse.
Quellen
[1] L. STÁRKA und M. DUŠKOVÁ, „What Is a Hormone?“, Physiol Res, Bd. 69, Nr. Suppl 2, S. S183–S185, Sep. 2020, doi: 10.33549/physiolres.934509.
[2] Medline Plus, „Hormones“. https://medlineplus.gov/hormones.html (zugegriffen Mai 08, 2020).
[3] Thieme, „Endokrine Organe: Überblick“, via medici: leichter lernen - mehr verstehen. https://viamedici.thieme.de/lernmodule/physiologie/endokrine+organe+überblick (zugegriffen Mai 08, 2020).
[4] S. Silbernagl, A. Despopoulos, R. Gray, und A. Rothenburger, Taschenatlas Physiologie, 8., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart New York: Thieme, 2012.
[5] E. Nieschlag, H. M. Behre, und S. Nieschlag, Testosterone: Action, Deficiency, Substitution. Cambridge University Press, 2012.
[6] P. C. Heinrich, M. Müller, und L. Graeve, Hrsg., Löffler/Petrides Biochemie und Pathobiochemie. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg, 2014.
[7] M. Schwab, Encyclopedia of Cancer. Springer Science & Business Media, 2011.
[8] Faller, Adolf; Schünke, Michael, Der Körper des Menschen - Einführung in Bau und Funktion, 17. Aufl. Thieme, 2016.
[9] Gangl, K., Birkner, G., „Kundenkompass Stress-Aktuelle Bevölkerungsbefragung: Ausmaß, Ursachen und Auswirkungen von Stress in Deutschland“, Tech. Krankenkasse, 2009, Zugegriffen: März 02, 2018. [Online]. Verfügbar unter: https://www.vdma.org/documents/105628/244511/TK_Studie%20Stress.pdf/15ff404a-1799-457f-81cc-1bd640f8f56f.
[10] D. Dfarhud, M. Malmir, und M. Khanahmadi, „Happiness & Health: The Biological Factors- Systematic Review Article“, Iran. J. Public Health, Bd. 43, Nr. 11, S. 1468–1477, Nov. 2014.
[11] B. Claustrat und J. Leston, „Melatonin: Physiological effects in humans“, Neurochirurgie., Bd. 61, Nr. 2–3, S. 77–84, Juni 2015, doi: 10.1016/j.neuchi.2015.03.002.
[12] G. M. Brown, „Light, melatonin and the sleep-wake cycle.“, J. Psychiatry Neurosci., Bd. 19, Nr. 5, S. 345–353, Nov. 1994.
[13] N. Magon und S. Kalra, „The orgasmic history of oxytocin: Love, lust, and labor“, Indian J. Endocrinol. Metab., Bd. 15, Nr. 7, S. 156, Jan. 2011, doi: 10.4103/2230-8210.84851.
[14] L. Handlin, G. Novembre, H. Lindholm, R. Kämpe, E. Paul, und I. Morrison, „Human endogenous oxytocin and its neural correlates show adaptive responses to social touch based on recent social context“, eLife, Bd. 12, S. e81197, Mai 2023, doi: 10.7554/eLife.81197.
[15] S. Irianti, A. B. Ginandjar, S. R. Krisnadi, J. S. Effendi, D. Nataprawira, und S. Gandamihardja, „Aerobic Exercise and Its Effect on Oxytocin Level and Labor Progression“, IOP Conf. Ser. Mater. Sci. Eng., Bd. 180, S. 012177, März 2017, doi: 10.1088/1757-899X/180/1/012177.
[16] B. Stadler, M. R. Whittaker, B. Exintaris, und R. Middendorff, „Oxytocin in the Male Reproductive Tract; The Therapeutic Potential of Oxytocin-Agonists and-Antagonists“, Front Endocrinol (Lausanne), Bd. 11, S. 565731, Okt. 2020, doi: 10.3389/fendo.2020.565731.
[17] S. Thota und A. Akbar, „Insulin“, in StatPearls, Treasure Island (FL): StatPearls Publishing, 2025. Zugegriffen: 30. Oktober 2025. [Online]. Verfügbar unter: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK560688/
[18] Mayo Clinic, „Hyperglycemia in diabetes - Symptoms and causes“, Mayo Clinic, Nov. 03, 2018. https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/hyperglycemia/symptoms-causes/syc-20373631 (zugegriffen Juni 02, 2020).
[19] J. Köhrle, L. Schomburg, und U. Schweizer, „Schilddrüsenhormone – Zentrale Regulatoren von Entwicklung, Wachstum, Grundumsatz, Stoffwechsel und Zelldifferenzierung“, LöfflerPetrides Biochem. Pathobiochem., S. 512–527, 2014, doi: 10.1007/978-3-642-17972-3_41.
[20] B. Khalil, A. Rosani, und S. J. Warrington, „Physiology, Catecholamines“, in StatPearls, Treasure Island (FL): StatPearls Publishing, 2025. Zugegriffen: 30. Oktober 2025. [Online]. Verfügbar unter: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK507716/
[21] A. Y. Yeung und P. Tadi, „Physiology, Obesity Neurohormonal Appetite And Satiety Control“, in StatPearls, Treasure Island (FL): StatPearls Publishing, 2025. Zugegriffen: 30. Oktober 2025. [Online]. Verfügbar unter: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK555906/