Ein Vitamin-D-Mangel kann zu Knochenerweichung, Knochen- und Muskelschmerzen, Muskelschwäche und einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche führen. Unserer aktuellen Analyse zufolge besteht bei einem Fünftel der Deutschen ein Risiko der Vitamin-D-Unterversorgung. Insbesondere junge Menschen weisen oft zu niedrige Vitamin D-Werte auf. Für die Untersuchung wurden mehr als 90.000 Bluttests analysiert.
Mehr als die Hälfte der Deutschen befindet sich im Normalbereich
Der Vitamin-D-Status kann anhand der Konzentration von 25-Hydroxy-Vitamin-D (25(OH)D) im Blutserum gemessen werden. Dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge kann bei 25(OH)D-Serumkonzentrationen ab 20 ng/ml von einer ausreichenden Versorgung zum Erhalt der Knochengesundheit ausgegangen werden. In diesem Normalbereich befinden sich 56 Prozent der untersuchten Blutproben. 44 Prozent der eingesandten Proben lagen außerhalb des empfohlenen Vitamin-D-Bereichs: Dabei zeigten 13 Prozent der Proben einen Hinweis auf eine Unterversorgung (12–<20 ng/ml) und 5,92 Prozent sogar einen ausgeprägten Mangel (< 12 ng/ml).
Auf der anderen Seite lagen 24 Prozent der Werte über dem Normalbereich (> 50 ng/ml) und 1 Prozent überschritten sogar die kritische Grenze von über 135 ng/ml und weisen damit ein erhöhtes Risiko für eine Vitamin-D-Überdosierung auf.
„Bei der Auswertung unserer Daten beziehen wir uns auf die Empfehlungen des RKIs, das bei einem Wert von 20 ng/ml bereits eine ausreichende Versorgung in Bezug auf die Knochengesundheit sieht. In der Wissenschaft wird heute oftmals aber auch eine 25(OH)D-Konzentration im Blut von mindestens 30 ng/ml empfohlen. Anhand unserer Daten sehen wir auch, dass Menschen mit einem Wert von über 30 ng/ml auch seltener Beschwerden angeben. Wenn wir diesen Wert als Ziel nehmen, würden sich nur noch ein Drittel der untersuchten Proben im optimalen Bereich befinden”, sagt Olaf Schneider, CEO von cerascreen.
Frauen sind häufiger unterversorgt – Männer eher überversorgt.
Die Auswertung zeigt Unterschiede zwischen den Geschlechtern: 20 Prozent der Frauen weisen Hinweise auf eine Vitamin-D-Unterversorgung auf, bei den Männern sind es 17 Prozent. Umgekehrt finden sich bei 28 Prozent der Männer erhöhte Vitamin-D-Werte, während dies bei Frauen seltener vorkommt (22 Prozent).
Je jünger, desto weniger Vitamin D
Die niedrigsten Vitamin-D-Werte finden sich bei Personen unter 18 Jahren: 39 Prozent der Proben zeigen hier eine Unterversorgung, 54 Prozent liegen im Normalbereich und nur 7 Prozent weisen erhöhte Werte auf. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen sinkt der Anteil der Unterversorgten auf 31 Prozent, gleichzeitig steigt jedoch der Anteil an erhöhten bzw. zu hohen Werten auf 15 Prozent. Dieses Muster setzt sich mit zunehmendem Alter fort: Bei den 30- bis 39-Jährigen zeigen 24 Prozent eine Unterversorgung und 18 Prozent eine Überversorgung. Den höchsten Anteil an überhöhten Vitamin-D-Werten verzeichnen Personen zwischen 60 und 69 Jahren mit 33 Prozent. In dieser Altersgruppe sind lediglich 13 Prozent unterversorgt, während 54 Prozent einen optimalen Vitamin-D-Spiegel aufweisen.
Besonders aufschlussreich ist der Vergleich zu Personen, die Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. In der Gruppe unter 18 Jahren sinkt der Anteil an Unterversorgten deutlich auf 16 Prozent, während gleichzeitig der Anteil erhöhter Werte auf 13 Prozent ansteigt. 71 Prozent der Proben dieser Altersgruppe liegen im Normalbereich. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den 18- bis 29-Jährigen: Nur 10 Prozent weisen eine Unterversorgung auf, allerdings steigt auch hier der Anteil der Überversorgten bzw. potenziell durch eine Vergiftung gefährdeten Personen deutlich auf 28 Prozent. Am höchsten fällt der Anteil überhöhter Vitamin-D-Werte bei den 60- bis 69-Jährigen aus: 44 Prozent der Proben liegen hier über dem empfohlenen Bereich. Auffällig ist dabei auch der Blick auf die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln. In der Altersgruppe 70+ greifen 75 Prozent der getesteten Personen zu Vitamin-D-Präparaten – so viele wie in keiner anderen Altersgruppe. Mit sinkendem Alter reduziert sich dieser Anteil kontinuierlich und erreicht bei den 18- bis 29-Jährigen mit 46 Prozent seinen niedrigsten Wert.
Vitamin-D-Unterversorgung trotz Nahrungsergänzungsmittel?
Im Rahmen der Analyse wurden auch Proben von Personen, die Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, mit denen ohne verglichen. Die Ergebnisse zeigen: 68 Prozent der Personen mit einer Unterversorgung nehmen keine Nahrungsergänzungsmittel zu sich, während 37 Prozent derjenigen mit erhöhtem Vitamin-D-Spiegel Präparate einnehmen. Bei den Personen mit Werten im Normalbereich ist der Unterschied gering: 57 Prozent der Supplement-Nutzer wiesen Idealwerte auf. Bei den Personen ohne Einnahme waren es 54 Prozent.
Die Daten verdeutlichen, dass die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln allein nicht automatisch zu optimalen Werten führt. Besonders in der Herbst- und Winterzeit, wenn Vitamin-D-Präparate häufig genutzt werden, ist eine regelmäßige Kontrolle der Werte empfehlenswert.
Im Oktober und November beginnt die Unterversorgung
Dass viele Menschen in den Herbst- und Wintermonaten zu Vitamin-D-Präparaten greifen, spiegelt sich in den Versorgungstrends wider. Die Daten zeigen, dass im September mit 63 Prozent der Proben die meisten Personen einen idealen Vitamin-D-Spiegel aufweisen. Schon im Oktober sinkt dieser Anteil, während gleichzeitig der Anteil der Unterversorgten steigt. Von Oktober bis Mai steigt der Anteil der Unterversorgung von 18 auf 21 Prozent, bevor er sich in den Sommermonaten von Juni bis August wieder stabilisiert. Ein ähnliches Muster zeigt sich bei der Überversorgung: Auch hier schwanken die Werte über das Jahr, während die Anzahl der Proben im Normalbereich entsprechend steigt und fällt.
„Gerade in den dunklen und kalten Wintermonaten fürchten viele Menschen, dass sie zu wenig Vitamin D bekommen. Das ist auch nicht falsch: Eine ausreichende Vitamin-D-Bildung durch Sonnenlicht ist nur von März bis Oktober möglich. Der Körper ist in der Lage, Vitamin-D-Reserven im Fett- und Muskelgewebe für das Winterhalbjahr anzulegen. Wenn wir im Sommer nicht genug Sonnenstrahlen abbekommen haben, reichen diese Speicher aber häufig nicht, um gut versorgt durch den Winter zu kommen. Dann kann es zu Symptomen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsschwäche und erhöhter Infektanfälligkeit kommen. Wir empfehlen deshalb, zum Beginn der dunklen Jahreszeit einen Bluttest durchzuführen, um die genauen 25(OH)D-Werte zu ermitteln. Dann kann man sehr gezielt Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, oder eben nicht”, erklärt Olaf Schneider.
Über die Untersuchung
cerascreen hat insgesamt 92.779 Bluttest, die zwischen dem 3. Januar 2021 und dem 12. Oktober 2025 durchgeführt wurden, ausgewertet. Der Normalbereich bezieht sich auf eine 25(OH)D-Serumkonzentrationen zwischen 20 und 50 ng/ml. Eine Unterversorgung liegt bei Werten unter 20 ng/ml, eine Überversorgung bei Werten über 30 ng/ml.