Dass Hormone den weiblichen Zyklus steuern, ist den meisten bewusst. Doch war Ihnen klar, dass auch der Blutzucker eng mit den monatlichen Hormonschwankungen zusammenhängt? Das ist zum Beispiel der Grund für Heißhungerattacken und andere Beschwerden, die zu bestimmten Zeitpunkten im Zyklus auftreten.
Wie Hormone den Blutzucker steuern
Die beiden wichtigsten Hormone für den Blutzucker sind Insulin und Cortisol. Insulin schleust die Glukose, also den Zucker, aus dem Blut in unsere Zellen. Auf diese Weise senkt das Insulin den Blutzucker. Klar: Wenn mehr Zucker in die Zellen kommt, verbleibt weniger davon im Blut.
Cortisol wiederum holt unter Stress Zucker aus den Zellen ins Blut. Dadurch stellt der Körper sicher, dass wir in stressigen Situationen genug Energie zum Kämpfen oder Flüchten haben. Was unseren Vorfahren half, erfolgreich Mammuts zu jagen, ist bei Stress im Beruf oder in der Familie leider eher schädlich. In diesen Situationen bewegen wir uns in der Regel kaum und der Blutzucker wird nicht wieder abgebaut.
Mehr zum Thema erfahren Sie in unsere Podcast-Folge "Zucker, Frauengesundheit und Daten" – hier erklärt Marie-Luise Huber von Hello Inside im Interview mit cerascreen die Zusammenhänge zwischen Blutzucker und Frauengesundheit.
So schwankt der Blutzucker während des Zyklus
Studien haben gezeigt, dass der Blutzucker im Laufe des Zyklus deutlich schwankt. Am höchsten ist er in der Regel während der Lutealphase, also in der Zeit zwischen Eisprung und Menstruation. Den niedrigsten Blutzuckerspiegel haben Frauen wiederum meist kurz vor dem Eisprung.
Parallel dazu schwanken die Sexualhormone Östrogen und Progesteron. Während des Eisprungs, wenn der Blutzucker niedrig ist, ist der Östrogenspiegel am höchsten. In dieser Zeit steigt auch die Insulinsensitivität – also der Grad, in dem die Körperzellen auf das Insulin reagieren.
Das Progesteron wiederum steigt in der Lutealphase an, also vor der Periode in der zweiten Zyklushälfte. Gleichzeitig steigen die Blutzuckerwerte, während die Insulinsensitivität abnimmt. Dieser Umschwung macht sich bei vielen Frauen mit Müdigkeit, Heißhunger und Stimmungsschwankungen bemerkbar. Geben Sie dem Appetit auf Süßes nach, schwankt der Blutzucker möglicherweise noch stärker und die Beschwerden nehmen zu [1].
Sexualhormone und Blutzucker
Frauen mit Diabetes leiden häufig unter Störungen ihres Zyklus, wie unregelmäßigen und besonders schweren Regelblutungen – das zeigt, dass sich der Blutzucker auf die Hormone und den Zyklus auswirken kann.
Wie Sexualhormone und Blutzucker zusammenhängen, zeigt sich besonders drastisch bei Frauen mit dem polyzistischen Ovar-Syndrom (PCOS), einer Störung der Sexualhormone. Rund 70 Prozent aller Frauen mit PCOS leiden auch unter einer Insulinresistenz, durch die das Risiko von Übergewicht und Diabetes Typ 2 steigt. Für Betroffene ist es also besonders sinnvoll, den eigenen Blutzucker im Blick zu behalten. Weltweit leiden Schätzungen zufolge bis zu 21 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter [3].
Bis heute ist noch nicht ganz klar, was in der Regel zuerst da ist: Die Insulinresistenz oder das PCOS. Studien haben gezeigt, dass Frauen mit PCOS mehr Probleme mit Insulinresistenz haben, wenn sie auch Störungen Ihres Zyklus zeigen. Der Zusammenhang scheint also möglicherweise in beide Richtungen zu funktionieren [2].
Wie kann ich den Blutzucker senken?
Es ist also auch für deinen Zyklus sinnvoll, deinen Blutzucker im Blick zu behalten und starke Schwankungen zu vermeiden. Dabei kann dir ein gesunder Lebensstil helfen. Denn vor allem Bewegung und Ernährung beeinflussen, wie die Blutzuckerkurve im Lauf des Tages verläuft.
Was den Blutzucker Studien zufolge senken kann:
- Mehr Bewegung! Oft hilft es bereits, sich im Alltag mehr zu bewegen, mehr zu Fuß zu gehen, das Rad zu nehmen oder ein paar kleine Übungen zwischendurch einzulegen. Viele Menschen motiviert es, ihre Schritte zu messen und die Schrittzahl gezielt zu steigern.
- Weniger Kohlenhydrate, beziehungsweise weniger Lebensmittel mit einem hohen glykämischen Index. Konkret kann das bedeuten: weniger Weißmehlprodukte und Süßigkeiten, mehr Vollkorn und Gemüse.
- Finden Sie heraus, was Ihnen hilft. Menschen reagieren unterschiedlich auf Lebensmittel. Mit einem Blutzuckertracking bekommen Sie ein besseres Gefühl dafür, welche Speisen Ihren Blutzucker in die Höhe treiben und welche Maßnahmen helfen, ihn zu senken.
Den Blutzucker tracken
Eine Möglichkeit für ein Blutzuckertracking, das auch Hormone und Stoffwechsel mit einbezieht, bietet Hello Inside. Ein CGM-Sensor misst hier mindestens 14 Tage lang kontinuierlich den Blutzucker, sodass Sie nach jeder Mahlzeit nachvollziehen können, wie Ihr Körper reagiert hat. Die zugehörige App gibt Ihnen maßgeschneiderte Tipps, um Blutzucker und Hormonlevel – und damit auch Ernährung, Schlaf und Gewicht – mit Essen, Bewegungen und anderen Lebensstil-Faktoren besser in den Griff zu bekommen.
Wenn Ihr Blutzucker stark oder dauerhaft erhöht ist, kann es sein, dass Sie Prädiabetes oder Diabetes haben – dann sollten Sie sich auf jeden Fall von Ihren Ärzt*innen untersuchen und behandeln lassen. Ob Sie ein hohes Risiko für Diabetes haben, können Sie zum Beispiel über den Langzeitblutzucker (HbA1c-Wert) ermitteln.
Quellen
[1]G. Lin u. a., „Blood glucose variance measured by continuous glucose monitors across the menstrual cycle“, npj Digit. Med., Bd. 6, Nr. 1, S. 1–8, Aug. 2023, doi: 10.1038/s41746-023-00884-x.
[2]X. Li u. a., „The Degree of Menstrual Disturbance Is Associated With the Severity of Insulin Resistance in PCOS“, Front. Endocrinol., Bd. 13, Juni 2022, doi: 10.3389/fendo.2022.873726.
[3]H. Zhao, J. Zhang, X. Cheng, X. Nie, und B. He, „Insulin resistance in polycystic ovary syndrome across various tissues: an updated review of pathogenesis, evaluation, and treatment“, Journal of Ovarian Research, Bd. 16, Nr. 1, S. 9, Jan. 2023, doi: 10.1186/s13048-022-01091-0.