Es gibt eine Reihe von Fragebögen und Labortests, die Ihnen einen Hinweis auf das Reizdarmsyndrom geben und die bei der Diagnose helfen. Trotzdem ist Reizdarm immer noch eine Ausschlussdiagnose - es müssen also auch andere Erkrankungen abgeklärt werden.
Was ist das Reizdarmsyndrom?
Das Reizdarmsyndrom (englisch: Irritable Bowel Syndrome/ IBS) ist eine chronische Funktionsstörung des Dünn- und Dickdarms. Funktionsstörung oder funktionelle Störung bedeutet, dass es keine klar erkennbare organische Ursache für das Problem gibt. Stattdessen ist es vermutlich das Zusammenspiel von Organen und Nervensystem, das in solchen Fällen zu Beschwerden führt.
Oft gilt das Syndrom deswegen als Ausschlussdiagnose. die gestellt wird, wenn Ärzt*innen keine anderen Ursachen für Verdauungsbeschwerden finden können. Das Reizdarmsyndrom kann Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und Verstopfung verursachen [1].
Mehr über die Definition, Symptome und Behandlung lesen Sie in unserem Artikel über das Reizdarmsyndrom.
Kann ich auf das Reizdarmsyndrom testen?
Es gibt keinen einheitlichen diagnostischen Test auf das Reizdarmsyndrom - aber durchaus einige Tests, die Ihnen Hinweise liefern können oder mit denen Sie weitere Ursachen hinter Reizdarm-Symptomen abklären können.
Hier eine Übersicht über die wichtigsten Tests:
-
Online-Selbsttests, um Symptome einzuschätzen
-
SIBO-Test auf Dünndarmfehlbesiedlung
-
Atemgastests auf Laktoseintoleranz und Fruktoseunverträglichkeit
-
Mikrobiom-Analysen (Stuhltests)

Tests auf Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO)
Eine mögliche Ursache für Reizdarm-ähnliche Beschwerden kann eine Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO) sein, auf Englisch small intestinal bacterial overgrowth. Dabei siedeln sich Bakterien, die den Dickdarm bewohnen, auch im Dünndarm an. Dort verwerten sie ganz andere Bestandteile der Nahrung, als sie das im Dickdarm tun würden. Die Bakterien erzeugen dadurch Gase und Fettsäuren, die wiederum zu Blähungen, Durchfall und anderen Beschwerden führen können [2].
Einen Hinweis auf SIBO liefert unter anderem ein Atemgastest. Ein solcher Test misst, ob die Konzentration von Wasserstoff- und Methan-Gas in Ihrer Atemluft erhöht ist. SIBO-Tests können Sie mittlerweile auch von zuhause aus durchführen. Dazu sammeln Sie selbst mehrere Atemgasproben und senden sie an den Hersteller zurück, der die Proben im Labor analysieren lässt [3].
Tests auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Beschwerden wie Blähungen, Bauchkrämpfe und Durchfall können auch durch Unverträglichkeiten ausgelöst werden. Am häufigsten kommen Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Zuckerarten vor, vor allem die Laktoseintoleranz und die Fructoseunverträglichkeit. Diese Unverträglichkeiten werden durch einen Enzymdefekt im Darm verursacht, durch den unter anderem Methan- und Wasserstoffgase entstehen. Diese Reaktion können Sie mit Atemgastests untersuchen [4].
Die Zöliakie kann ebenfalls ähnliche Symptome verursachen. Streng genommen ist die Zöliakie keine Unverträglichkeit, sondern eine Autoimmunerkrankung. Der Körper reagiert dabei mit Entzündungen auf das Eiweiß Gluten. Bluttests, die bestimmte Antikörper analysieren, liefern einen Hinweis auf die Erkrankung.
Darmflora untersuchen
Auch die Zusammensetzung der Bakterien im Darm kann einen Hinweis auf das Reizdarmsyndrom geben. Dazu gab es in den letzten Jahren viele Studien. Die meisten von ihnen zeigen: Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Reizdarmsyndrom und einer Dysbiose des Mikrobioms. Bei einer solchen Dysbiose kommen verstärkt "schlechte" Bakterien in der Darmflora vor. Häufig ist gleichzeitig die Diversität des Mikrobioms niedrig, es gibt also insgesamt weniger Bakterienarten [5], [6], [7]
Sie können mit Stuhltests die Zusammensetzung ihrer Darmflora untersuchen lassen. Einige Tests berechnen auch einen Dysbiose- und Diversitäts-Index, mit dem Sie einfacher einschätzen können, wie es um die Balance in Ihrem Darm bestellt ist. Eine ballaststoffreiche Ernährung mit vielen verschiedenen pflanzlichen Lebensmitteln, Probiotika und Präbiotika können dabei helfen, Ihr Mikrobiom bunter und gesünder zu machen.
Online-Tests und Fragebögen
Um eine erste Idee zu bekommen, ob Ihre Beschwerden auf das Reizdarmsyndrom zurückgehen könnten, sind auch Online-Selbsttests sinnvoll. Diese Tests sind in der Regel Fragebögen, die Ihre Beschwerden und bestimmte Lebensumstände und Gewohnheiten abfragen.
Wie wird die Diagnose "Reizdarm" gestellt?
Ärzt*innen stellen die Diagnose in der Regel auf der Grundlage von Symptomen und Krankengeschichte. Reizdarm gilt bislang noch als Ausschlussdiagnose. Das bedeutet: Erst, wenn auf eine Reihe von anderen Ursachen und Erkrankungen untersucht wurde und dabei nichts herauskam, wird das Reizdarmsyndrom diagnostiziert. Verschiedene Tests können dabei helfen, die Beschwerden richtig einzuschätzen.
Krankheiten, die vor der Reizdarm-Diagnose ausgeschlossen werden
Auf welche Krankheiten Ärzt*innen Sie untersuchen, hängt von Ihren genauen Symptomen, Ihrem Alter, Ihren Lebensumständen und Ihrer Familiengeschichte ab. Folgende Erkrankungen werden häufig untersucht, um zur Ausschlussdiagnose Reizdarm zu kommen [8]:
-
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: Dazu zählen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, die durch Entzündungen im Darm schwere Beschwerden auslösen können.
-
Zöliakie (Glutenunverträglichkeit): Bei dieser Autoimmunerkrankung reagiert der Körper auf das Eiweiß Gluten, das in Weizen und anderem Getreide steckt. Es kommt zu Entzündungen der Darmschleimhaut.
-
Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Zum Beispiel Laktose-, Fruktose- oder Sorbitintoleranz, bei denen bestimmte Zuckerarten nicht richtig verdaut werden können.
-
Infektionen des Magen-Darm-Traktes: Akute oder chronische Infektionen (z. B. durch Bakterien oder Parasiten) müssen ausgeschlossen werden, insbesondere nach Fernreisen.
-
Krebserkrankungen des Darms: Gerade bei älteren Patienten oder bei auffälligen Warnzeichen (z. B. Blut im Stuhl, Gewichtsverlust) ist es sinnvoll, Darmkrebs-Früherkennung zu betreiben.
Wann wird's gefährlich? Es gibt bestimmte Warnzeichen, die Sie dringend mit Ihren Ärzt*innen abklären sollten. Dazu gehören vor allem Blut im Stuhl, ein unerklärlicher starker Gewichtsverlust, Fieber und generell Beschwerden, die sehr stark sind oder über Wochen hinweg auftreten.
Quellen
[1] N. Patel und K. B. Shackelford, "Irritable Bowel Syndrome", in StatPearls, Treasure Island (FL): StatPearls Publishing, 2025. Zugegriffen: 6. August 2025. [Online]. Verfügbar unter: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK534810/
[2] J. Alcedo González u. a., "Common questions and rationale answers about the intestinal bacterial overgrowth syndrome (SIBO)", Gastroenterol Hepatol, Bd. 48, Nr. 2, S. 502216, Feb. 2025, doi: 10.1016/j.gastrohep.2024.502216.
[3] J. Lim und A. Rezaie, "Pros and Cons of Breath Testing for Small Intestinal Bacterial Overgrowth and Intestinal Methanogen Overgrowth", Gastroenterol Hepatol (N Y), Bd. 19, Nr. 3, S. 140-146, März 2023.
[4] "Food Intolerance", ECARF. Zugegriffen: 6. August 2025. [Online]. Verfügbar unter: https://www.ecarf.org/en/information-portal/general-allergy-info/food-intolerance/
[5] M. B. Almonajjed u. a., "Impact of Microbiota on Irritable Bowel Syndrome Pathogenesis and Management: A Narrative Review", Medicina, Bd. 61, Nr. 1, S. 109, Jan. 2025, doi: 10.3390/medicina61010109.
[6] R. L. Yu und H. C. Weber, "Irritable bowel syndrome, the gut microbiome, and diet", Curr Opin Endocrinol Diabetes Obes, Bd. 32, Nr. 3, S. 102-107, Juni 2025, doi: 10.1097/MED.0000000000000905.
[7] X. Cheng, C. Ren, X. Mei, Y. Jiang, und Y. Zhou, "Gut microbiota and irritable bowel syndrome: status and prospect", Front. Med., Bd. 11, Okt. 2024, doi: 10.3389/fmed.2024.1429133.
[8] "Diagnosis of Irritable Bowel Syndrome - NIDDK", National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases. Zugegriffen: 6. August 2025. [Online]. Verfügbar unter: https://www.niddk.nih.gov/health-information/digestive-diseases/irritable-bowel-syndrome/diagnosis