Sorbit, ein Zuckeralkohol, steckt in zahlreichen Obstsorten, Trockenfrüchten und Süßigkeiten. Acht bis zwölf Prozent der Weltbevölkerung vertragen diesen Stoff nicht – sie leiden an einer Sorbitintoleranz [1]. Eine Ernährungsumstellung kann Abhilfe schaffen!
Unser Essen ist voll von natürlich vorkommenden Zuckern: Glukose, Laktose und Fructose sind einige davon. Häufig kommt in unseren Lebensmitteln auch der Zuckeralkohol Sorbit vor. Bestimmte Früchte, Fertiglebensmittel und Süßigkeiten strotzen nur so vor Sorbit. Sie werden mit Sorbit angereichert, damit sie länger haltbar sind und süßer schmecken. Das Problem: Nicht jeder verträgt das süß-schmeckende Sorbit, einigen bereitet es Bauchschmerzen und andere Beschwerden.
Sorbit – der Zuckeraustauschstoff
Der Zuckeraustauschstoff Sorbit (oder auch Sorbitol) ist chemisch gesehen ein Zuckeralkohol. Es kommt als natürliches Sorbitol in Früchten oder als Zusatzstoff in industriell hergestellten Lebensmitteln sowie Medikamenten (Abführmittel) vor. Im Dünndarm wandeln Enzyme Sorbit in Fructose (Fruchtzucker) um. Ebenso kann Fructose in Sorbit umgewandelt werden [1, 2].
Gut zu wissen: Sorbit kann Wasser binden. So bleiben Lebensmittel länger feucht und damit auch länger frisch, wenn man ihnen Sorbit zusetzt.
Was sind Zuckeralkohole?
Zuckeralkohole, sogenannte Zuckeraustauschstoffe, sind chemische Verbindungen, die im Gegensatz zu Zucker den Blutzuckerspiegel nur gering beeinflussen. Daher werden sie häufig als Süßungsmittel für Diabetiker vermarktet. Abgesehen davon sollen Zuckeralkohole das Karies-Risiko nicht erhöhen. In hohen Mengen wirken sie allerdings abführend. Zu den Zuckeralkoholen zählen [3]:
- Sorbit
- Isomalt
- Laktit
- Maltit
- Mannit
- Xylit
Diabetes und Zuckeraustauschstoffe
Vor über 30 Jahren waren Ärzt*innen der Ansicht, dass Menschen mit Diabetes mellitus keinen Zucker essen dürfen, da er den Blutzuckerspiegel stark erhöht. Daher empfahlen Diabetes-Expert*innen Betroffenen, Zuckeraustauschstoffe zu bevorzugen, wenn die Lust nach Süßem steigt. Es hieß: Zuckeraustauschstoffe beeinflussen den Blutzuckerwert nicht. Doch heute wissen wir: Sehr viel Zuckeralkohol kann den Blutzuckerspiegel durchaus erhöhen. Diabetiker*innen sollten sowohl auf ihren Konsum von Zucker als auch von Zuckeraustauschstoffen achten, damit ihr Blutzuckerspiegel im grünen Bereich bleibt [3].
Sorbit in Lebensmitteln
Sorbit kommt in seiner natürlichen Form in verschiedenen Früchten und Trockenfrüchten vor. Zudem wird es Fertiglebensmitteln zugesetzt. Viel davon kommt in folgenden Lebensmitteln vor [2]:
- Birne, Apfel, Dattel
- Pflaume, Pfirsich, Aprikose
- Zuckerfreie Kaugummis, Geleeartikel, Fertig-Desserts, Speiseeis
Heutzutage wird Sorbit aber besonders in der Lebensmittelbranche eingesetzt, um Diätprodukten Süße zu verleihen. Pharma-Hersteller nutzen Sorbit, um den Geschmack von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln zu verbessern. Süßwaren wie Schokolade enthalten häufig Sorbit für zusätzliche Süße.
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Sorbit im Körper
Sorbit durchquert mithilfe von Transportproteinen die Dünndarmschleimhaut, um in den Blutkreislauf zu gelangen. Sind diese Proteine aber defekt, wird der Zuckeraustauschstoff in den Dickdarm transportiert. Im Dickdarm verwerten die dort ansässigen Bakterien Sorbit. Dabei bilden sie Gase wie Kohlenstoffdioxid, Wasserstoff und Methan sowie kurzkettige Fettsäuren [4].
Wussten Sie schon, dass eine Sorbitintoleranz häufig zusammen mit einer Fructoseunverträglichkeit auftritt [2]?
Symptome einer Sorbitintoleranz
Die Bildung von Gasen führt zu typischen Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen, Völlegefühl und Bauchschmerzen. Zusätzlich entziehen die gebildeten kurzkettigen Fettsäuren dem Darm Wasser, was wiederum Durchfälle bedingt. Daneben leiden Betroffene häufig unter folgenden ganz unspezifischen Begleiterscheinungen [4]:
- Müdigkeit und häufiges Gähnen
- Abgeschlagenheit bis hin zu Depressionen
- Kopfschmerzen bis hin zu Migräne
Bereits zehn Gramm Sorbit können Beschwerden verursachen. Das entspricht zum Beispiel vier Portionen Obst am Tag [4].
Gut zu wissen: Auch wenn Sie nicht an einer Sorbitintoleranz leiden, können Beschwerden auftreten, wenn Sie sehr viel Sorbit gegessen haben. Ihr Darm kann nur eine bestimmte Menge Sorbit verwerten.
Diagnose
Besteht der Verdacht auf eine Sorbitintoleranz, reicht ein einfacher Atemtest aus, um eine Diagnose zu stellen. Einen solchen Sorbitintoleranz-Test können Sie entweder bei Hausärzt*innen oder Allergolog*ionnen sowie zuhause durchführen.
Wie testet man eine Sorbitintoleranz?
Ein H2-Atemtest ist der Goldstandard für die Diagnose von Sorbit- und Laktoseintoleranz sowie Fructoseunverträglichkeit. Der Gesundheitstest basiert darauf, dass nach der Aufnahme einer sorbithaltigen Lösung werden bei einer Intoleranz im Dickdarm Gase produziert. Der durch Dickdarmbakterien gebildete Wasserstoff wird wieder in den Blutkreislauf abgegeben und verlässt über die ausgeatmete Luft den Körper. Labore können die Menge des ausgeatmeten Wasserstoffs untersuchen [2, 4].
Therapie durch Ernährungsumstellung
Wenn Sie an einer Sorbitintoleranz leiden, müssen Sie nicht Ihr Leben lang strikt auf Sorbit in Ihrer Ernährung verzichten. Eine dreiphasige Ernährungsumstellung kann Ihnen den Alltag erleichtern [2].
1. Phase: Karenzphase
In dieser Phase reduzieren Sie nach der Diagnose für einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen den Verzehr von Sorbit und Fructose auf ein Minimum, bis Ihre Beschwerden abgeklungen sind. Bitte beachten: Zahnpasta und Mundspülungen enthalten fast immer Sorbit. Achten Sie zudem auf das Zutatenverzeichnis auf den Verpackungen von Lebensmitteln.
Hinter folgenden E-Nummern versteckt sich Sorbit:
- E420
- E432 bis E436
- E491 bis E495
2. Phase: Testphase
Nach der Karenzphase, in der Sie größtenteils auf Sorbit verzichtet haben, folgt die sechswöchige Testphase. Nun können Sie mehr sorbithaltige Lebensmittel in die Ernährung aufnehmen, um die individuelle Verträglichkeit zu testen.
Tipp: Führen Sie in der Testphase ein Ernährungstagebuch mit den verzehrten Lebensmitteln und deren Verträglichkeit auf.
3. Phase: Dauerernährung
In der dritten und letzten Phase legen Sie Ihre Dauerernährung fest. Dabei ist es wichtig, dass Sie weiter Ihren Nährstoffbedarf decken. Wie viel Sorbit Sie genau vertragen, ist individuell unterschiedlich. Die meisten Menschen mit Sorbitintoleranz vertragen aber durchaus einige Gramm Sorbit täglich.
Sorbitarme Lebensmittel
Um bei einer Sorbitintoleranz nicht auf wichtige Vitamine aus Früchten zu verzichten, können Sie sorbitarme Früchte essen, wie Beeren, Zitrusfrüchte und Trauben. Gemüse enthält in der Regel unbedenkliche Mengen Sorbit. Tierische Lebensmittel sind sorbitfrei [2].
Folgende Obstsorten enthalten sehr wenig Sorbit [2]:
- Ananas, Avocado, Banane
- Beeren, Zitrone, Orangen, Grapefruit, Kiwi
- Sanddorn, Mirabelle, Quitte, Kirsche
- Wassermelone, Feige
Sorbitintoleranz: Auf einen Blick
Was ist Sorbit?
Sorbit ist ein Zuckeralkohol, der in Früchten vorkommt und in der Lebensmittelindustrie als Konservierungs- sowie Süßungsmittel verwendet wird. Sorbit lässt den Blutzuckerspiegel nur geringfügig ansteigen.
In welchen Lebensmitteln kommt Sorbit vor?
Besonders reich an Sorbit sind Trockenfrüchte und Obstsorten wie Apfel, Birne, Pflaume, Aprikose und Pfirsich. Ebenfalls enthalten Fertigdesserts und Süßigkeiten hohe Mengen Sorbit.
Was ist eine Sorbitintoleranz?
Bei einer Sorbitintoleranz kann der Körper aufgrund defekter Transportproteine im Darm Sorbit nicht aufnehmen. Im Dickdarm verwerten Bakterien den Zuckeraustauschstoff, wodurch hohe Mengen Wasserstoff, Kohlendioxid, Methan und kurzkettige Fettsäuren gebildet werden. Diese Abbauprodukte führen zu Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit und Blähungen.
Wie diagnostiziert man eine Sorbitintoleranz?
Mittels eines Wasserstoffatemtests können Sie abklären, ob Sie an einer Sorbitintoleranz leiden. Sie müssen zunächst eine sorbithaltige Lösung trinken und Atemgasproben abgeben. Ein Labor untersucht, ob hohe Konzentrationen Wasserstoff und gegebenenfalls Methan ausgeatmet worden.
Wie behandelt man eine Sorbitintoleranz?
Eine Therapie erfolgt in drei Phasen. Als erstes verzichten Sie wenige Wochen auf Sorbit und Fructose. Sorbit steckt nicht nur in Lebensmitteln, sondern auch in Zahnpasta. In der zweiten Phase können Sie sorbithaltige Lebensmittel wieder verzehren und prüfen, wie viel Sie ohne Beschwerden vertragen können. Im letzten Schritt legen Sie eine bedarfsdeckenden Dauerernährung fest.
Quellen
[1] M. Raithel, M. Weidenhiller, A. F.-K. Hagel, U. Hetterich, M. F. Neurath, und P. C. Konturek, „The Malabsorption of Commonly Occurring Mono and Disaccharides“, Dtsch. Ärztebl. Int., Bd. 110, Nr. 46, S. 775–782, Nov. 2013, doi: 10.3238/arztebl.2013.0775.
[2] R. Berni Canani, V. Pezzella, A. Amoroso, T. Cozzolino, C. Di Scala, und A. Passariello, „Diagnosing and Treating Intolerance to Carbohydrates in Children“, Nutrients, Bd. 8, Nr. 3, März 2016, doi: 10.3390/nu8030157.
[3] I. Elmadfa, Ernährungslehre, 3. Aufl. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart, 2015.
[4] S. V. Rana und A. Malik, „Breath tests and irritable bowel syndrome“, World J. Gastroenterol. WJG, Bd. 20, Nr. 24, S. 7587–7601, Juni 2014, doi: 10.3748/wjg.v20.i24.7587.